Neiafu / Vava´u / Tonga
Am frühen Morgen des 25. Januar 2019 erreichten wir das Königreich Tonga, einem mit knapp 170 Inseln bestückten Archipel im Südpazifik. Die kilometerlange Einfahrt zur zweitgrößten Stadt Tonga`s, Neiafu, führte durch die Inselgruppe namens Vava´u, an deren stiller und friedlicher Landschaft unser Schiff vorbei glitt. Irgendwann tauchten Häuser und ein paar chice Villen auf den grün bewachsenen Hügeln auf, die wir nicht wirklich -dort am Ende der Welt- erwartet hätten. Wir ankerten vor dem Mt. Talau, dem -mit gerade mal 131m- höchsten Berg der Inselgruppe und nahmen einen der Tender, um an Land zu gelangen. Wir hatten keine Tour gebucht, wollten diese uns noch nicht bekannte Insel in Eigenregie erkunden; Michael war es dann doch zu heiß und so kehrte er zum Schiff zurück und freute sich, dass er den Pool für sich alleine hatte.
Am Anlegepier wurden wir -wie so oft auf den südpazifischen Inseln- wiedermal von einer Gruppe von einheimischen Tänzerinnen und Musikanten begrüßt - ist zwar immer sehr touristisch, aber dennoch ein nettes Willkommen.
Gleich neben der Anlegestelle war eine große offene Markthalle, in und vor der Einheimische gelangweilt saßen und hofften, ihre Obst- und Gemüsewaren zu verkaufen. Ich guckte mir das eine Weile an, bis keiner mehr Notiz von mir nahm und ich ein paar Fotos knipsen konnte. Auch an anderer Stelle während meines Spaziergangs konnte ich auf diese Weise Menschen in ihrer Umgebung erleben und wunderte mich z.B. über viele Einheimische, die einfach nur in ihren Autos hockten oder im Schatten von Häusern saßen und nichts taten. Oder sie fuhren in Schrittgeschwindigkeit in recht großen Autos durch die Straßen - Eile und Hektik sind dort in Tonga offensichtlich Fremdwörter. Ich entdeckte ein großes Schild an der Hauptstraße, auf dem erwähnt wurde, dass Straße und Drainage von der EU finanziert worden waren - wo unsere Entwicklungshilfe so alles hingeht…
Da die Sonne fast senkrecht über der Stadt stand und die Hitze wirklich enorm war, war ich froh, als die Kathedrale auftauchte und ich dort im schattigen Innenraum Abkühlung fand. Eigentlich ist diese Kathedrale von außen ein wirklich schönes Gebäude, das während der Kolonialzeit von verurteilten gefangenen Frauen erbaut worden war, das aber nun leider etwas heruntergekommen wirkte - ein paar Reparaturen und neue Farbe täten dem Gebäude sicher gut. Ob der König keine Finanzspritze von der EU erhalten hat?
Abseits der Hauptstraße schlenderte ich durch Wohnviertel mit z.T. bewohnten, aber auch zahlreichen verlassenen und verfallenden Häusern, sah kaputte bzw. nicht mehr benötigte Autos, die ohne Rücksicht auf die Umwelt einfach in den Vorgärten oder im Gebüsch verrotten. Auch Umweltschutz scheint hier ein Fremdwort zu sein. Eine Weile hatte ich einen kleinen Begleiter: ein Hund spazierte neben mir - bis er von einer Horde bellender anderer Hunde, die plötzlich von allen Seiten auf „uns“ zu gerannt kamen, vertrieben wurde - für mich ein etwas mulmiges Gefühl, aber ist ja gut gegangen.
Ansonsten sieht man dort überall freilaufende Schweine auf Wegen und Straßen, die von den Einheimischen als biologische Müllabfuhr geschätzt werden.
Lange hörte ich in der Ferne wunderschöne, nicht endende Gesänge und folgte diesen, bis ich plötzlich vor der Quelle stand: schwarz gekleidete Frauen saßen auf der Straße im Schatten einer Zeltplane, die vor einem Haus aufgestellt war, und sangen diese wunderschönen, z.T. fröhlichen Lieder mit ihren klaren kräftigen Stimmen.
Da ich Jon Fleming (dem Referenten über unsere anzulaufenden Zielhäfen an Bord) zugehört hatte, wußte ich nun, dass es sich hier um eine Beerdigung handelte; die Hinterbliebenen treffen sich vor dem Wohnhaus der verstorbenen Person und Familien und Freunde kommen zu Gesang und anschließendem Festmahl zusammen-hier bereiteten die Männer ein BarBQ vor, während die Frauen sangen. Ich fand ein schattiges Plätzchen, hockte mich auf einen Stein, hörte den schönen Klängen zu und beobachtete das Ganze wieder eine Weile (traute mich aber nicht, viel zu fotografieren, wollte nicht pietätlos sein) . Das war ein beeindruckendes Erlebnis!
Auf dem Weg zurück zur Anlegestelle kam ich an einem kleinen Park vorbei, in dem ein Pylon an die Christianisierung Tonga`s und die Übergabe des Königreichs (durch den 1. König Tonga`s anno 1839) an Gott erinnerte, der das Land besser beschützen könne und es vor Kolonisierung bewahren würde.
Der jetzige König steht im Guinnesbook der Recorde als der schwerste König aller Zeiten - 240 Kilo